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Klingenthaler Knoblauch-König

Erstellt von Helmut Schlangstedt |

Detlef Kittelmann aus der Erlbacher Straße ist der in gewisser Weise tatsächlich gekrönte Knoblauch-König. Schließlich wurde ihm 2012 aufgrund dieses Gewächses der Titel "Vogtländer des Jahres" verliehen. Aber warum?

Klingenthal – Seine erste positive Begegnung mit Allium sativum, wie der wissenschaftliche Name der Pflanze aus der Gattung Lauch lautet, hatte Detlef bereits als Schüler. Damals rieb er den Lehrertisch mit Knoblauchsaft ein, um auf diese Weise erfolgreich eine drohende Klassenarbeit zu sabotieren. Dann geschah lange Zeit nichts, bis er von 1982 bis 1984 in der damaligen Sowjetunion beim Bau des zentralen Jugendobjekts Erdgastrasse mitwirkte. Da ging beim Essen natürlich nichts ohne Knoblauch, und so entdeckte er in der Ferne die Liebe zu dieser Pflanze. Die verflog auch zu Hause nicht und so begann er also im heimischen Garten mit ersten Anbauversuchen. Doch worauf kommt es dabei an? Hilfe erwartete er sich seinerzeit von einem Bulgaren namens Christof Gospodinow, der in der Erlbacher Straße einen Garten hatte und dort ebenfalls "Knobi" anbaute. Doch wie sollte er ihm dessen Tricks entlocken? "Neubauer" Detlef K. erinnerte sich daran, dass kleine Geschenke die Freundschaft erhalten und suchte bewaffnet mit einer Flasche guten Rotweins den Knoblauchfreund auf – und erfuhr dabei einige ausschlaggebende Hinweise für seine eigene Zucht und Experimente, etwa zur Selektion für immer größere Knollen oder zur Bodenbearbeitung.

Sein Ziel: Möglichst große Knollen mit nur wenigen Zehen, was in der Küchenpraxis wenig putzen aber viel Geschmack bedeutet. Zum Vergleich: Der üblicherweise im Laden erhältliche Knoblauch besitzt um die 10 bis 20 Zehen in der Größe von Knipskugeln.

Bei seinen Experimenten half ihm in gewisser Weise sein Vater, ehemals Förster im Oberland und Diplom Forstingenieur. Der war zwar bereits 1988 verstorben, hatte ihn aber als Kind oft in den Wald mitgenommen, wo Detlef in der Natur viel über Botanik lernte. So verglich er nun etwa die klimatischen Bedingungen der zentralasiatischen Steppengebiete als dem Ursprungsort des Knoblauchs mit denen des oberen Vogtlands und stellte zahlreiche Parallelen fest. Hier wie dort gäbe es z.B. kalte Nächte mit viel Tau bei gleichzeitigen Trockenperioden, weshalb Knoblauch die Feuchtigkeit des Taus nutzt. Eine Erfahrung daraus lautete, nicht gießen sondern einsprühen, um ein Verfaulen zu verhindern. Ebenso erwies sich ein schwerer Boden an einem vollsonnigen Standort als gut, der jedoch mit Zusatzstoffen aufgelockert werden muss.

Die Vielzahl seiner Erkenntnisse floss in seine eigene Züchtung ein, deren Basis übrigens das in der DDR verfügbare Material war. Nach jahrelanger systematischer Arbeit war es dann im Sommer 2012 endlich soweit: Das Bundessortenamt in Hannover erteilte seiner Knoblauchzüchtung unter der Kenn-Nummer KNO 21 die Zulassung als erste deutsche Amateursorte überhaupt. Als Namen hatte Detlef Kittelmann "Barettas Sunshine" gewählt, der zwei Ereignisse aus seinem Leben widerspiegelt. Baretta war sein Spitzname an der Trasse und Sunshine ist das Gedenken an eine äußerst traurige Begebenheit seines Lebens, die mit einem Sternenkind zu tun hat.

Sein züchterisches Treiben blieb natürlich irgendwann auch den Medien nicht verborgen, die sich förmlich bei ihm die Klinke in die Hand gaben, ob Garten- oder Wirtschaftsjournale sowie ebenso Rundfunk und Fernsehen. Alle wollten über seine "Riesenknobis aus dem Vogtland" berichten, wobei diese Bezeichnung nicht übertrieben ist. Über 100 Gramm wiegt im Durchschnitt eine einzige Knolle mit nur vier bis sechs Zehen, von denen eine über 30 Gramm wiegen kann. Besondere Merkmale seiner Sorte wären vor allem ein hocharomatischer Geschmack, was auch Sterneköche bestätigen würden, und ein weniger übler Geruch am nächsten Tag im Vergleich zu herkömmlichem Knoblauch.

Derzeit baut er seine eigene Sorte sowie auf kleiner Fläche verschiedene Exoten an, gewissermaßen als Spielwiese. Rund 100 qm beträgt seine Anbaufläche, von der unter Berücksichtigung von Fruchtfolgen etwa ein Drittel für den Knoblauch genutzt wird, was 600 – 800 Pflanzen entspricht. Priorität hat für ihn die Weiterzucht, wobei er seine "Riesen" mittlerweile im gesamten deutschsprachigen Raum Europas vertreibt. Nur was nicht für die Zucht oder den Verkauf geeignet ist, kommt auf den Tisch.

Darüber hinaus hat er ein Buch herausgegeben, wozu ihm die Tochter Gospodinows die Anregung gab. Unter dem Titel "Knoblauchriesen aus dem Vogtland" ist darin alles rund um "seinen" Knobi zu erfahren. Welche Eigenschaften hat Knoblauch, wie entstand diese Sorte, wie baut man Knoblauch richtig an, welche speziellen Dinge muss man beachten und anderes mehr. Ebenso fehlen einige Rezepte nicht. Erhältlich ist das Buch direkt bei ihm und natürlich im Buchhandel.

Detail am Rande: Die deutsche Gendatenbank enthält Europas drittgrößte Knoblauchsammlung mit über 500 Arten aus der ganzen Welt, die sich zum Beispiel geschmacklich, durch ihre Inhaltsstoffe, in Wuchs, Wuchsstärke oder Zehenanzahl und Zehenanordnung unterscheiden. Die Sorte aus Zwota ist davon die größte und wuchsstärkste!
 

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